Geschichte des MARMORSAAL im Weißenburgpark

Der Marmorsaal mit seiner einzigartigen Architektur wurde für rein private Zwecke erbaut. Eigentlich wollten die Kinder des Industriellen und Antikenforschers Ernst Sieglin, der mit "Dr. Thomsons Waschpulver Marke Schwan" sein Vermögen verdiente, nur einen Tennisplatz. 1912 bis 1913 lies Sieglin das Teehaus, einen Tennisplatz und den Marmorsaal bauen. Die Zeitschrift "Kunst und Dekoration" kommentierte im Jahr 1914: "Grundlegend für die ganze Anlage war das Bedürfnis nach einem Tennisplatz und nach einer Gelegenheit, des Sommers im Garten den Tee zu nehmen und zugleich das Leben auf dem Spielplatz zu überblicken. Das gab den Gedanken ein, den entstehenden Raum unter dem Tennisplatze zu einem festlichen Gartensaale auszunutzen, und dieser wieder erforderte als Ausgang und Vorbereitung die vorgelegte Terrasse. Was so entstand, sei schlechthin "mustergültig in der Ausnützung des Terrains und in der Anschmiegung an die landschaftlichen Elemente", so der Autor des Artikels weiter.

Sieglin holte sich für sein Kleinod diejenigen, die er für die Besten hielt. Architekt Heinrich Henes - Professor an der damaligen Schule für Hochbauwesen und Julius Mössel, einer der gefragtesten Dekorationsmaler jener Zeit, aus dessen Hand auch der Sternenhimmel der Stuttgarter Oper stammt.

Nach Kriegsende ging das Anwesen an die Stadt über und geriet lange Zeit in Vergessenheit. Mitte der 60er Jahre wurde dann anlässlich der Bundesgartenschau die Villa abgerissen und das Teehaus originalgetreu wieder hergestellt. Den Marmorsaal restaurierte man nur unsachgemäß. Das Überstreichen der Malereien führte zu Verlusten der Dekoration. In den 80er Jahren konnte der Marmorsaal nicht mehr gefahrlos genutzt werden. Die vom Berg eingedrungene Feuchtigkeit hatte dem Saal stark zugesetzt. Die Decke drohte einzustürzen.

Die Stadt überließ den Marmorsaal dem Förderverein Alt Stuttgart e.V., der in den 90er Jahren die fachgerechte Renovierung betrieb. Mit Zuschüssen der Stadt, des Landes, der Denkmalstiftung Baden-Württemberg und zu einem beachtlichen Teil von Spenden konnte der Saal renoviert werden. (Gesamtkosten 5,7 Mio. Mark).

Heute steht der Marmorsaal für Firmenfeiern, private Feiern und Konzerte der Öffentlichkeit zur Verfügung. Seinen Charme und seine private Atmosphäre hat der Raum behalten.